Soundgarden? Soundgarten!

25-07_soundgarten (Foto: Erich Wyss)
Grüner Güggel | Vor ungefähr 30 Jahren schrieb eine Rock-Band namens Soundgarden aus Seattle, USA, Musikgeschichte, weil sie u.a. ein eigenes Musik-Genre, «Grunge» genannt, erfunden hatte. «Grunge» war die Musik des Weltschmerzes der 90er Jahre.
Derweil diese Zeilen geschrieben werden, pfeift ein Mönchsgrasmückenpärchen im Garten. Es ist jedoch kein Weltschmerz, der von ihnen besungen wird, sondern die blanke Empörung, ein Sound, den die anderen Gartenvögel nach und nach eifrig unterstützen.

Neugierig geht der Schreibende zum Fenster, um nach dem Grund der polyphonen Entrüstung zu forschen. Eine feiste Katze untersucht neugierig schnuppernd jede Pflanze. Der dralle Stubentiger fährt bei einem Stein zusammen. Etwas muss gar degoutant riechen. Am Abend vorher schlich nämlich ein Marder, bekannt für sein eigenwilliges Parfum, durch den Garten. Wahrscheinlich auf der Suche nach Kleingetier, das im Garten lebt. Die vielfältige Flora und die geräuschvolle Fauna ist das Resultat, wenn der Garten in biodiverser Manier unterhalten wird. Biodiverses Gärtnern ist jedoch gar nicht so einfach, obschon es verwildert ausschauen mag.

Es braucht neben Erfahrung sogar Mut. Durch das unschöne Belassen abgestorbener Pflanzen im Winter oder das Anlegen von Asthaufen und ähnlich wilden Gebilden wird zwar zahlreichen Insekten ermöglicht, zu überwintern. Auch Eidechsen und Fledermäuse finden ihre Ruheräume und Igel kuscheln darin durch den Winter. Doch diese Haufen, dürre Pflanzen und wilden Ecken können den Unmut enthusiastische Rasenfreunde erwecken, die sich aber wahrscheinlich auch nicht für den polyphonen Gartensound erwärmen können (geschweige denn für Soundgarden). Die Ästhetik ist eine andere in einem biodiversen Garten. Die Brennnessel z. B. ist keine visuelle Perle. Doch so einige Schmetterlinge bedanken sich. Auch die Distel ist Geschmacksache, darüber hinaus kann sie übel stechen, doch der Distelfink, dieser lustige Vogel, weiss sie zu schätzen. Die Katze ist mittlerweile von dannen gezogen, der Vogelchor stimmt ein anderes Lied an.

Ein schöner Soundgarten.
Pfarrer Erich Wyss