Vor Gott brauch ich kein Photoshop
Gedanken zur Jahrelosung 2023
Milliarden von elektronischen Handybildern werden in den Clouds gelagert, und die Bilderwolken wachsen täglich weiter. Ich behaupte, dass auf mindestens der Hälfte der Bilder ein Foto der Person zu sehen ist, die abgedrückt hat. Das «Ich» als absolut häufigstes Bildmotiv.
Wie kommt das, fragt man sich erstaunt? Es kann doch jeder und jede sich jederzeit in einem kleinen Taschenspiegel, einem Schaufenster oder im eigenen Handy live betrachten, wenn es dringend ist. Oder vergessen die Menschen, wer sie sind, und wollen es so festhalten? Offenbar geht es nicht um den schnellen Bick auf sein eigenes Gesicht. Die Bilder werden ja nicht nur gelagert, sondern auch publiziert, auf den sozialen Kanälen. Man will gesehen werden. Da wird alles versucht, damit diese Bilder angeschaut werden, Selbstdarstellung von schrill bis sexy und per Bildbearbeitung allzu schlank gemacht, von Abenteurer mit Pyramiden im Hintergrund bis brav und kuschelig mit Büsi auf dem Arm.
Von Menschen, die gesehen werden wollen, erzählt schon Abrahams Geschichte. Sara beklagte sich, fühlte sich nicht gesehen, weil sie kein Kind bekam; Hagar hingegen, weil sie samt ihrem Kind vertrieben und von Sara in die Wüste hinausgejagt wurde. In dieser Situation schickt Gott ihr einen Boten mit Trost und einer grossen Segensverheissung. Hagars Antwort darauf: «Du bist ein Gott, der mich sieht.» (Gen. 16, 13)
Neben dem Wissen über etwas bedeutet das hebräische Wort an dieser Stelle auch das persönliche, emotionale und vertrauliche Kennen-Lernen eines Menschen. Gott sieht Hagar in ihrer Not, als sie von allen anderen verlassen ist. Gott sieht mich, er hat mich bei meinem Namen gerufen und ja zu mir gesagt. So lautet die Taufzusage. Ein menschenfreundlicher Gott, er kennt unser Bedürfnis nach Anerkennung. Ich muss keine Klicks zählen, sein Daumen geht nach oben. Und bei Gott brauch ich kein Photoshop.
Pfarrer Daniel Eschmann
Milliarden von elektronischen Handybildern werden in den Clouds gelagert, und die Bilderwolken wachsen täglich weiter. Ich behaupte, dass auf mindestens der Hälfte der Bilder ein Foto der Person zu sehen ist, die abgedrückt hat. Das «Ich» als absolut häufigstes Bildmotiv.
Wie kommt das, fragt man sich erstaunt? Es kann doch jeder und jede sich jederzeit in einem kleinen Taschenspiegel, einem Schaufenster oder im eigenen Handy live betrachten, wenn es dringend ist. Oder vergessen die Menschen, wer sie sind, und wollen es so festhalten? Offenbar geht es nicht um den schnellen Bick auf sein eigenes Gesicht. Die Bilder werden ja nicht nur gelagert, sondern auch publiziert, auf den sozialen Kanälen. Man will gesehen werden. Da wird alles versucht, damit diese Bilder angeschaut werden, Selbstdarstellung von schrill bis sexy und per Bildbearbeitung allzu schlank gemacht, von Abenteurer mit Pyramiden im Hintergrund bis brav und kuschelig mit Büsi auf dem Arm.
Von Menschen, die gesehen werden wollen, erzählt schon Abrahams Geschichte. Sara beklagte sich, fühlte sich nicht gesehen, weil sie kein Kind bekam; Hagar hingegen, weil sie samt ihrem Kind vertrieben und von Sara in die Wüste hinausgejagt wurde. In dieser Situation schickt Gott ihr einen Boten mit Trost und einer grossen Segensverheissung. Hagars Antwort darauf: «Du bist ein Gott, der mich sieht.» (Gen. 16, 13)
Neben dem Wissen über etwas bedeutet das hebräische Wort an dieser Stelle auch das persönliche, emotionale und vertrauliche Kennen-Lernen eines Menschen. Gott sieht Hagar in ihrer Not, als sie von allen anderen verlassen ist. Gott sieht mich, er hat mich bei meinem Namen gerufen und ja zu mir gesagt. So lautet die Taufzusage. Ein menschenfreundlicher Gott, er kennt unser Bedürfnis nach Anerkennung. Ich muss keine Klicks zählen, sein Daumen geht nach oben. Und bei Gott brauch ich kein Photoshop.
Pfarrer Daniel Eschmann